Bundesrepublik & Niederlande

Abb. 3: Helmut J. Psotta in den Niederlanden
In den Niederlanden
Foto: A. Rösner

Im Gahlener Atelier arbeitet er in konzentrierten Abständen an großformatigen Serien, die er - trotz vieler Angebote - konsequent nicht veröffentlichen läßt; eines der Hauptwerke dieser Epoche ist die zwanzigteilige Folge Pornografie - für Ulrike M.M.; parallel zu den Vorbereitungen seiner kunstphilosophischen Vorlesungsreihen schafft er unzählige konzeptuelle und experimentelle Arbeiten; nach Reisen in einige europäische Länder - er lebt eine zeitlang im Haus des spanischen Dichters Juan Ramón Jiménez in Moguer - beginnt er, seine didaktischen Erfahrungen in weitangelegten methodologischen Interpretationsversuchen auszuwerten, die ihn lange Zeit beschäftigen und sich zu ungewöhnlich vielschichtigen Lehrveranstaltungen ausweiten (»... ich wollte die Frage nach den Grundlagen der Bildenden Kunst, der ›Kunst‹ überhaupt, in den Raum und zur Diskussion stellen ...«); er wird für Vorlesungen im Studium Generale an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam, gewonnen; die Akademie publiziert erstmals Teile seiner kritischen Gestaltungstheorie (De vraag van het begin) und nimmt wesentliche Elemente daraus in ihr Ausbildungsprogramm auf; es folgen zahlreiche Lehraufträge für Werkseminare und Vorlesungszyklen an Hochschulen im In- und Ausland: Jan van Eyck-Akademie und Kunstakademie Maastricht, Akademie für Gestaltung AIVE Eindhoven, Kunsthochschule Minerva und Ubbo Emmius-Institut Groningen, Fachhochschulen für Design Bielefeld und Düsseldorf u.a.; gleichzeitig versucht er, sich in vielen öffentlichen Vorträgen mit dem literarischen Werk Pablo Nerudas kritisch auseinanderzusetzen.

Helmut J. Psotta mit Ruth Johow
Mit Ruth Johow
Foto: A. Rösner

Seine Mutter stirbt - ihre Existenz zieht sich bereits bis zu diesem Zeitpunkt als Metapher durch das bisherige Werk; in seinen Aktivitäten gewinnen die politischen und individuell-biografischen Aussagen stets mehr Priorität, seine wachsende Unruhe sucht nach entsprechenden Formulierungen und ästhetischen Lösungen; er lebt in einem abgeschiedenen Haus am Vechtdijk im niederländischen Utrecht - hier entsteht die Konzept-Serie Konkrete Poesie und in einem kurzen Jahr der große Zeichnungen-Zyklus Sodom - für C. de Lautréamont, der ihn als künstlerisches Ergebnis vollkommen überrascht (»... ich fühlte mich ratlos, fast allein auf der Welt - dies war der Schlüssel für alles andere - was konnte ich jetzt noch machen? ...«); trotz wiederholter Angebote möchte er auch diesen Teil seines Werks nicht veröffentlichen - er meint, seine Freiheit als Künstler nur in weitestgehender Anonymität erhalten zu können - folglich zieht er sich nach längeren öffentlichen Perioden wieder in den privaten Arbeitsbereich zurück.



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